Wilhelm Griesinger

Der bedeutende deutsche Psychiater Wilhelm Griesinger (1817 -1868) erklärte die Geisteskrankheit zur Erkrankung des Gehirns und unterstrich dabei die Notwendigkeit der sozialpsychiatrischen Versorgung. Griesinger war um die Einführung wissenschaftlicher Methodik in die Psychiatrie bemüht. Er trug erheblich dazu bei, dass spekulatives Denken durch empirische Methoden abgelöst wurde. Eine Gegenüberstellung somatischer und psychischer Begründungen betrieb Griesinger in seinem Werk nicht. Er wandte sich entschieden gegen jede Voreingenommenheit und Einseitigkeit. Griesinger lehrte, dass in der Psychiatrie Wissenschaft und Praxis zu verbinden seien. Er kämpfte dafür, dass psychische Kranke wie andere, „normal“ Kranke angesehen und ärztlich behandelt wurden; dabei diente ihm das Argument „hirnbedingt“ als Begründung. So schrieb er, dass „Geisteskranke hirn- und nervenkranke Individuen sind, an denen uns ganz die selben ärztlichen Aufgaben obliegen, wie bei allen übrigen Nervenkranken“. Im Bezug auf deren Unterbringung äußerte er „Jede Anstalt ist nichts anderes als ein Hospital für Gehirnkranke, jede, ganz besonders aber die Heilanstalten, müssen durchaus den Charakter eines Krankenhauses und nicht etwa den eines Besserungsinstitutes, einer Fabrik oder gar eines Gefängnisses darbieten.“ Durch seinen Einfluss entstanden in Deutschland zahlreiche Kliniken für psychisch Kranke.