Eugen Bleuler

Eugen Bleuler (1857-1939) ist dafür bekannt geworden, dass er für die von Kraepelin als „Demetia praecox“ beschriebe Krankheit, den Begriff der Schizophrenie einführte, und zugleich die Symptomatik der Bewusstseinsspaltung in den Vordergrund rückte. Für Bleuler war die Ambivalenz das Hauptsymptom der Schizophrenie. Ebenso prägte Bleuler den Begriff Autismus und die Bezeichnung Morbus Bleuler. Bleuler setzte sich mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds auseinander und stellte damit eine Ausnahme im damaligen psychiatrischen Betrieb dar. Konträr zur Meinung seiner Zeit ging Bleuler nicht von einer klaren Trennung zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit aus. Seine Arbeiten beruhen auf einer um Details bemühten Betrachtung jedes einzelnen Falls und der Entwicklung der Person des Kranken. Beachtenswert ist seine Beschäftigung mit den „Wahnwelten“ einzelner Kranker und die realitätsbezogene Auslegung ihrer Äußerungen. In einer Zeit, in der für die Behandlung der Schizophrenie keinerlei medikamentöse Therapie zur Verfügung stand, erreichte Bleuler durch Verbesserung der allgemeingesundheitlichen Voraussetzungen und durch persönliche Zuwendung oft eine Besserung der Symptomatik. Die von Kraepelin und Bleuler entwickelte Krankheitssystematik hat bis heute einen großen Einfluss auf die psychiatrische Krankheitslehre. Auf ihren Erkenntnissen konnte der psychiatrische Teil des „ICD“ aufbauen.