Karl Theodor Jaspers
Karl Theodor Jaspers (1883-1969) zählt zu den ersten deutschen Psychiatern des 20.Jahrhunderts, die die philosophischen Vorannahmen ihrer Disziplin untersuchten und reflektierten. Dabei legte er besonderen Wert darauf, die Grenzen der psychopathologischen Methode zu bestimmen. Hierzu beschrieb er ausführlich psychiatrische Vorurteile, wozu er auch Freuds theoretische Annahmen zählte, die es in der Psychiatrie zu bekämpfen galt. Er betonte, dass seelische Prozesse immer nur indirekt, durch die Mitteilungen von Patienten über ihre Erlebnisse, zugänglich seien. Technische Parameter für eine seelische Störung ließen sich hieraus nicht ableiten. Dadurch unterschiede sich die psychopathologische Analyse grundlegend von naturwissenschaftlichen Methoden. 1913 erschien die erst Auflage Jaspers` „Allgemeine Psychopathologie“, die bis heute als eine der Grundlagen des Faches gilt. Jaspers arbeitete darin das Verstehen durch ein einfühlendes Sich - Hineinversetzen in die Erlebniswelt des Kranken und die Erklärung durch Verknüpfung wiederholter Erfahrungen zu objektiven Regelmäßigkeiten als wesentliche Zugangswege zum Seelenleben heraus. Diese Unterscheidung bezieht sich unter anderem auf psychotherapeutische und naturwissenschaftliche Ansätze in der Psychiatrie.