Philippe Pinel
In diesem Zusammenhang treffen wir auf den Namen Philippe Pinel (1745-1826). Sein Verdienst und der seines Schülers Esquirol ist die „Kettenbefreiung“ psychisch Kranker 1793 in Paris. Zudem kämpfte Pinel gegen die gesellschaftliche Etikettierung, dass es sich bei psychisch Kranken um gemeingefährliche Verbrecher handele. Pinel hatte sich im Rahmen seines Medizinstudiums den Geisteskrankheiten zugewandt und beschäftigte sich mit ihrer Heilung bzw. Krankheitslinderung.
Er war der erste, der die Psychiatrie an die Allgemeinmedizin annäherte, sodass die Patienten eine ärztliche Betreuung erhielten.
Pinel beschreibt 1806 seine Philosophie so:
„Ich sah die Szene, die sich mir darbot, mit den Augen des gesunden Verstands und der vorurteilslosen Beobachtung. Ich entdeckte dann, dass der Wahnsinn in vielen Fällen heilbar ist, und zwar ausschließlich durch Milde der Behandlung und Beachtung des Geisteszustands, und wenn Zwang unumgänglich war, dass er ohne körperliche Entwürdigung sehr wirksam angewandt werden konnte. Ich sah Verwunderung, die Hilfsmittel der Natur wirken, wenn man sie sich selbst überlässt oder ihr in ihren Bemühungen geschickt beispringt. Die Beachtung dieser Prinzipien allein wird häufig nicht nur die Grundlage einer Heilung bilden, sondern sie vollenden: während ihre Vernachlässigung jeden folgenden Paroxysmus verschlimmern kann, bis sich auf lange Sicht die Krankheit festsetzt und unheilbar wird. Die erfolgreiche Anwendung ausschließlich eines moralischen Systems gibt der Vermutung großes Gewicht, dass in der Mehrzahl der Fälle das Gehirn nicht organisch beschädigt ist.“
Seine menschenwürdige Behandlung hatte sogar solche Erfolge, dass einige der Patienten in einem guten Zustand entlassen werden konnten.