Fulda I, II

Mündliche Heilpraktikerprüfung Psychotherapie
April 2013

Gesundheitsamt Fulda

Hallo,

nachdem es im letzten Jahr im Gesundheitsamt Fulda einen Amtsarztwechsel und damit verbunden auch veränderte Prüfungsbedingungen bei der mündl. HP Psych-Prüfung gegeben hat, möchte ich mit dem Gedächtnisprotokoll meiner heutigen Prüfung nachfolgenden HP Psychlern helfen, sich gezielter vorbereiten zu können.

Vorab: Ich habe bestanden!! Nach 35 Min. durfte ich vor die Tür. Als man mich reinholte und fragte, wie ich mich selber einschätze und ich sagte "Recht gut", meinte der Amtsarzt, das könne er unterstreichen. Danach ging er in einer kurzen Nachbesprechung noch mal auf die Inhalte ein und auch auf die "Mängel".

Gedächtnisprotokoll:

Begrüßung durch den stellv. Gesundheitsamtsleiter Dr. Ernst, Vorstellung der Kollegin Dr. Raykers vom sozialpsychiatrischen Dienst und des Beisitzers, ein HP Psych, Frau Heil (Angestellte des Gesundheitsamtes) als Zuhörerin. Die Befragung wurde per Tonträger mit meinem Einverständnis aufgezeichnet.

Als erstes wollte Dr. Ernst wissen, welche rechtlichen Regelungen für mich als HP (Psych) relevant sind und welche meine Tätigkeit wie einschränken (und warum wohl der HP nicht umherziehen dürfe?
Wegen der Gerichtsbarkeit: im Streitfall bei Dienstleistungen nach BGB ist das für den Wohnort/Praxisort zuständige Gericht Ansprechpartner.)Ich konnte ihm zunächst nur das HP-Gesetz nennen, und dass ich als HP Psych nur eingeschränkt tätig werden darf, also nicht medizinisch behandeln z.B. Dann gab ich noch das InfektionsSG an, nach dem ich als HPler auch zur Meldung verpflichtet bin bei infektiösen Erkrankungen laut §6. (UnterbringungsG und so wollte er nicht hören.)

Das reichte ihm aber nicht, aber ich wusste nicht, was er noch hören wollte (HebammenG und ZahnheilkundeG und so was). Das klärte ich im Nachgespräch als für mich selbstverständlich, und dass ich einer Schwangeren nur in Form von Erster Hilfe notfallmäßig bei der Entbindung helfen würde. Er wollte z.B. hören, dass eine schwangere Klientin nicht wegen Gestose von mir behandelt werden dürfe u.ä.

Dann wechselte er zum nächsten Themenbereich: Geschlechtskrankheiten:

Nennen und erläutern Sie vier davon unter dem Aspekt, dass jemand zu Ihnen als HP Psych kommt.
Ich nannte ihm HIV, Syphillis, Gonorrhö und weichen Schanker, erläuterte sie kurz, (auch die Übertragbarkeit von der Mutter aufs Ungeborene und Behandlungsmöglichkeiten) und ging auf die Spätfolgen bei HIV und Syphillis (Demenz, Progressive Paralyse, Wesensveränderungen) ein. Außerdem erzählte ich ihm noch, welche weiteren Erkrankungen über Geschlechtsverkehr übertragen werden, z.B. Hepatitis A, B und C, diverse Warzen.

Was machen Sie, wenn Sie nichts von der Erkrankung des Klienten wissen, welche Auswirkungen kann es noch geben?
Hier sprach ich krankheitsbedingte Partnerschafts- und Sexualprobleme an. Das genau wollte er hören: es sei wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass auch Erkrankungen dieser Art zugrunde liegen können, damit nicht eine notwendige ärztliche Untersuchung verschleppt wird.

Dann übergab er an die Fachkollegin vom sozialpsychiatrischen Dienst.
Sie wollte fünf formale Denkstörungen hören und kurz erläutert haben: Neologismen, Perseveration, inkohärentes Denken, Vorbeireden, Denkhemmung.

Bei welchen Erkrankung können sie vorkommen?
Schizophrenie, Depression

Wann kann das im normalen Leben passieren?
Prüfungssituation ;))

Affektive Störungen:
Ein depressiver Klient sitzt (ohne zu reden) vor Ihnen, woran erkennen Sie die Depression?
eingeschränkte Psychomotorik, eingeschränkte Affektivität, Mimik, Gestik, evt. ungepflegtes Äußeres, Sitzhaltung, dann auch Spracharmut, geringes Selbstwertgefühl, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, evt. "Wahn", Schuldwahn, Freudlosigkeit, sozialer Rückzug, Suizidgefährdung

Wie ist demgegenüber die Affektivität beim Maniker?
Euphorie, Selbstüberschätzung, auch Aggressivität, Gefahr für sich selbst z.B. durch übertriebene Geldgeschäfte, und für andere z.B. durch Situationsverkennung im Straßenverkehr; hätte noch Größenwahn oder so nennen können, aber das reichte ihr.

Dann kam die Fallschilderung einer jungen, 22jährigen Frau, (1,70m, 55kg), die seit 6 Monaten 8kg ungewollt abgenommen habe. Jetzt bestehen seit einiger Zeit Nachtschweiße, um die 38,5° Fieber und am ganzen Körper geschwollene Lymphknoten.

Welche vier möglichen Diagnosen gibt es?
Ich sagte zuerst, dass ich sie in jedem Fall zu einem Facharzt schicken würde, da die Symptome eindeutig auf eine organische Ursache hindeuten.
Mögliche Diagnosen: HIV, Tumorgeschehen, evt. (da jünger als 30) Pfeiffersches Drüsenfieber (dafür sind die 6 Monate aber zu lang!), und Tbc.

Das war´s dann auch.
Die Atmosphäre war durchaus freundlich und eigentlich fand ich die Befragung fair, vor allem der zweite Teil. Ich wäre aber ohne hilfreiche Hinweise von anderen Prüflingen kaum so gut durchgekommen. Wer rechnet schon mit Geschlechtskrankheiten bei einer HP Psychotherapie-Überprüfung!?
Mit Wikipedia hatte ich mich ausführlich dazu schlau gemacht und mir auch die meldepflichtigen infektiösen Erkrankungen besonders Tbc und CJK angeschaut.

Ein Dank der Deutschen Heilpraktikerschule Fulda (Judith Heß) für die sehr gute fachliche Ausbildung!