Hannover I, II, III, IV, V, VI

Mündliche Heilpraktikerprüfung Psychotherapie 13. Mai 2014

Gesundheitsamt Hannover

 

Danke, für Eure gut gestaltete Seite, die mir bei der Prüfungsvorbereitung sehr geholfen hat!!

 

Hier mein Gedächtnisprotokoll von meiner mündlichen HPP-Prüfung in Hannover am 13. Mai 2014:

 

Die Prüfung fand in angenehmer Atmosphäre statt, der Vorsitzende ermutigte mich gleich in seiner Einleitung, mir beim Beantworten der Fragen Zeit zum Nachdenken zu lassen. Nachdem ich Gelegenheit hatte, etwas zu meiner bisherigen Beratungspraxis zu sagen, wurde ich anschließend erst von einer Psychologin und dann von einem Psychiater befragt.

 

Bei der Psychologin hatte ich den Eindruck, dass es ihr weniger um Detailwissen ging als darum, einen Eindruck von meinem Umgang mit Klienten zu bekommen. Die Themen, die sie anschnitt, waren ziemlich einfach: Unterscheidung zwischen Beratung und Therapie, wie gestalten sie ein Erstgespräch, dann Inhalt von Anamnese und psychopathologischem Befund. Zwischendurch, z.B. beim Thema der Erfragung einer möglichen Abhängigkeitsthematik, stellte sie dann Nachfragen wie: "Denken Sie, dass ihnen jemand gleich beim ersten Gespräch erzählt, dass er jeden Abend eine halbe Kiste Bier trinkt?"

Auch war ihr die Betonung wichtig, dass nicht jedes auffällige Verhalten gleich "störungswert" haben muss ("wenn jemand im Erstkontakt auf Sie schläfrig wirkt, kann er ja auch grade von einer Party oder aus der Nachtschicht kommen...").

Da ich eine systemische Ausbildung gemacht habe, stellte sie auch sinngemäß die für mich eher überraschende Frage: "Was halten Sie von der Arbeitsweise von Steve de Shazer, der ja meint auf jegliche Befunderhebung verzichten und sofort therapeutisch arbeiten zu können...". Glücklicherweise fiel mir ein, dass der genannte systemische Therapeut vor allem ein Kurzzeittherapiekonzept verfolgt, und so betonte ich natürlich die Wichtigkeit einer ausführlichen Befunderhebung für einen "therapeutisch geordneten" Prozess.

 

Der Psychiater griff zunächst meine Äußerung auf, dass in einem therapeutischen Prozess eher leidvollere Erfahrungen eine Rolle spielten als in einer Beratung. Wie sich das denn z.B. bei schizophrenen Störungen verhielte (um seine Frage noch eindeutiger zu machen, bezog er sich dann noch auf manisches Geschehen).

 

Anschließend schilderte er mir das Fallbeispiel eines etwa 8jährigen Jungen, der zunächst in jüngerem Alter der Stolz seiner Eltern gewesen sei unter anderem aufgrund seiner frühen Sprachentwicklung. Jetzt zeige er aber in der Schule eine Lese-/Rechtschreibschwäche, die er damit zu verdecken versuche, dass er Texte seitenweise auswendig lerne. Er sei jetzt auch seiner Mutter gegenüber öfter einmal aggressiv geworden, und im Verhältnis zu seinen Mitschülern hätte er es eher schwer.

Die Verdachtsdiagnose "Asperger-Syndrom" lag nahe (nur die Lese-Rechtschreibschwäche und das aggressive Verhalten passte für mich nicht sofort ins Bild). Er stellte dann noch eine Nachfrage zu einer möglichen Zukunftsprognose bei Kindern mit Asperger-Syndrom.

Dann ging es weiter mit Unterschieden zum frühkindlichen Autismus, hier war ihm die unterschiedliche Intelligenzentwicklung wichtig.

Beim Thema ADHS sollte ich zunächst die Hauptdiagnosekriterien nennen und mich dann zu möglichen Ursachen und Therapiemöglichkeiten äußern und mich vor allem fragen, "warum er mir wohl überhaupt diese Frage stelle...". Erst vermutete ich meine frühere pädagogische Arbeit mit Kindern als Auslöser, nachdem es das verneinte, hab ich dann etwas von "gesellschaftlich polarisierter Debatte um ADHS" gesagt und darauf wollte er auch hinaus. Wichtig war ihm eine Darstellung, die die medikamentöse Behandlung von ADHS nicht an den Pranger stelle sondern eine Kombination von medikamentöser und Psychotherapie favorisierte...

 

Am Schluss unternahm er noch einen kurzen Abstecher in Richtung Neuroleptika, unterschiedliche Gruppen und ihre Indikation bei welchen Störungssymptomatiken bzw. ihre Hauptnebenwirkungen...

 

Das Ganze dauerte ca. 45 Minuten, ich hatte insgesamt viel zusammenhängende Zeit, um zu reden und auch Dinge einzubeziehen, die mir grade zu einzelnen Themen durch den Kopf gingen. Dadurch konnte ich viel Raum mitgestalten und ich hatte auch den Eindruck, dass die drei sich eher mal freuten, wenn es um Dinge ging, die von dem Rauf- und Runterdeklinieren der von mir runtergebeteten Standartantworten abwichen.

 

Allen, die es noch vor sich haben, wünsche ich innere Gelassenheit und Mut, sich zu zeigen!