Borken I, II

Mündliche Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie in Borken

Erfahrungsbericht zur mündlichen Prüfung in Borken im Jahr 2015

5 Minuten vor meinem Termin um 16:00 Uhr wurde ich rein gebeten. Die Atmosphäre und die Ausstrahlung der anwesenden Prüfer waren entspannt, freundlich und somit sehr angenehm, wodurch meine Anspannung etwas reduziert wurde. Nach einer kurzen persönlichen Vorstellung ging es dann gleich los mit dem ersten Fall:

Fallbeispiel: Alkoholiker und Depressionen

Ein 60-jähriger Mann, Alkoholiker und depressiv. Seit einiger Zeit bei mir in Behandlung. Er erscheint ohne Abmeldung nicht zum Termin. Sonst sei er immer da gewesen und sehr zuverlässig. Ich wurde gefragt, wie ich reagiere ... Ich antwortete, dass ich erst einmal seine Angehörigen kontaktieren würde, von denen ich mir in den vorigen Sitzungen bereits die Kontaktdaten habe geben lassen. Diese habe ich erreicht und sie teilten mir mit, dass sie in den letzten Tagen Kontakt hatten und bis auf eine Grippe alles dementsprechend normal war. Daraufhin bat ich sie einmal nach ihm zu sehen. Sie teilten mit, dass niemand aufmacht. Keine Reaktion. Die Rolladen sind runtergelassen und das Fahrrad ist auch da. Ich rufe erst mal das Ordnungsamt an. Dieses lies die Wohnung öffnen und entgegenkam ihnen ein verwirrter Mann, der sich wunderte, warum er von so vielen Menschen besucht werde und war sehr verwirrt und desorientiert. Auch schwitze und zittere er. Ich würde daraufhin direkt den Notarzt rufen, da es sich möglicherweise um einen Delir handeln könnte. Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass er ja auch eine Grippe hat. Ungeachtet dessen, dass es auch Symptome der Grippe seien könnten, ist es eine Notsituation, in der der Notarzt gerufen werden muss. Das wurde dann quasi so abgenickt und es ging weiter zum nächsten Fall.

Fallbeispiel: 70-jähriger Mann mit Libidoverlust

Ein 70-jähriger Mann wurde von seinen Kindern zu mir geschickt, da er leicht depressive wirke. Schläft schlecht usw. Das aufgrund dessen, dass seine 50-jährige Frau einen anderen hat. In der letzten Zeit lief es nicht so gut und sie hatten seit Jahren sehr wenig Sex, Libidoverlust seinerseits. Sie haben es aber noch einmal versucht und sind gemeinsam auf eine Kreuzfahrt, was für ihn sehr schön war. Direkt danach sei sie mit ihrem Neuen durchgebrannt. Das mache ihn irgendwie fertig. Er schläft schlecht, fühlt sich einsam und lustlos. Dann äußerte ich den Verdacht auf eine depressive Episode oder eine Anpassungsstörung und schickte den Mann erst mal zum Arzt. Nach 3 Wochen war er wieder da. Freudestrahlend und dankbar. Er bekommt jetzt Tavor und es geht ihm schon viel besser. Nur habe sein Hausarzt jetzt Urlaub und ihm geraten, während der Urlaubszeit zu mir zu gehen. Die Frage war dann, ob und wann ich ihm einen Termin gebe. Morgen, in ein paar Tagen oder in vier Wochen. Und dann mit Begründung. Ich sagte morgen direkt, da der Arzt sicher einen triftigen Grund dafür habe. Möglicherweise Rückfallgefahr oder Nebenwirkungen der Medikamente. Nachdem ich auch eine Demenz in Erwägung gezogen hatte, wurde ich nach den Demenzformen gefragt und welche ich am liebsten behandeln würde, wenn ich die Wahl hätte. Es wurde darauf hingewiesen, dass man ja gerne das am leichtesten zu behandelnde wählen würde. Ich dachte an die vaskuläre Demenz, war aber unsicher, und das war auch nicht das, was ich am liebsten behandeln würde. Ich fragte, ob ich das wählen dürfte, was ich persönlich lieber behandeln würde, womit ich meine Unsicherheit überspielen konnte.

Das wurde bestätigt. Also sagte ich Alzheimer, da meine Tante darunter litt und ich schon immer den Gedanken hatte, ihr gerne irgendwie zu helfen. Daher lag mir Alzheimer persönlich nahe.

Fallbeispiel: Angst- und Stressbedingten Diarrhö

Eine junge attraktive Frau wechselte ihren Arbeitsplatz (Lehrerin) und fühlt sich dort nicht sehr wohl. Am neuen Arbeitsplatz gebe es nur alte Leute, die sie komisch anschauten und sich ablehnend verhielten. Sie fühlt sich dort nicht wohl und bekommt sogar Durchfall. Wenn Sie frei (Ferien) hat, fühle sie sich wohl. Sobald sie wieder arbeitet, geht ihr es wieder schlechter (Müdigkeit, Erschöpfung und Durchfall). Da ich in diesen Symptomen feststeckte und keine relevanten Zusatzinformationen bekam, ging ich von einer Angst- und Stressbedingten Diarrhö aus und kam nicht weiter. Es wurde immer wieder der Durchfall betont und mein Gedanke war nur, dass das bereits zu Anfang ärztlich abgeklärt wurde und ich daher auch nicht weiter danach fragen brauche.

Durchgefallen: Mündliche Prüfung nicht bestanden

Dann wurde ich herausgebeten zur Beratung. Gefühlte 20 Minuten (ca. 5 Minuten) später wurde ich rein geholt und gefragt, was ich denn für ein Gefühl hätte. Meine Antwort war ehrlich und ich sagte, dass ich das gut drauf habe, es aber dennoch nicht so auf den Punkt gebracht habe. Ob das letztendlich gereicht hat, kann ich nicht beurteilen.

Vorab wurde mir dann mitgeteilt, dass ich durchgefallen bin. Auf den ersten Fall wurde nicht eingegangen, daher denke ich, das richtig beantwortet zu haben. Beim zweiten Fall habe ich übersehen, das Antidepressiva zu Anfang oft eine aufheiternde Wirkung haben und dann ins Gegenteil abrutschen können und deswegen der Arzt so bedacht darauf war, dass der Mann weiter begleitet wird. Das hatte ich übersehen, aber dennoch nicht falsch gehandelt. Zudem habe ich von Rückfall und möglichen Nebenwirkungen gesprochen.

Bei den Demenzen wurde erwartet, dass ich die vaskuläre Demenz wähle.

Beim dritten Fall habe ich wohl vergessen, den Durchfall medizinisch abklären zu lassen.

Alles in allem würde ich sagen, ich habe es tatsächlich einfach nicht auf den Punkt gebracht und knapp vorbei geschossen - sehr ärgerlich. Ausgerechnet die letzte Frage war mein Verhängnis. Ich habe eigentlich IMMER die Einstellung medizinisch abklären zu lassen, bevor ich weiter mache. Das war so ein klarer und leichter Fall, habe es trotzdem wohl vergessen.

Eigentlich war es eine einfache Prüfung, aber hinterher ist man ja immer schlauer. Ich freue mich also jetzt im März den Prüfern beweisen zu dürfen, dass ich keine Gefahr für die Volksgesundheit bin!

Jedenfalls habe ich festgestellt, dass die große Nervosität zu Anfang wirklich nicht sein muss. Es ist eine freundliche und entspannte Atmosphäre dort. Im März werde ich bestimmt entspannter sein.

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